Das Deutschherrnviertel bildet mit wenigen weiteren Straßen den Wahlbezirk 331-01. Es ist ein bürgerlich-liberales Viertel mit überproportional vielen Gutverdienenden, wenigen konfessionell gebundenen Menschen und einer jungen Altersstruktur. Bei der Landtagswahl 2018, dann wieder bei der Europawahl 2019 und der Kommunalwahl 2021 wurden die Grünen in diesem Viertel stärkste Partei. Bei der Europawahl holten Sie über 16 % mehr als die nächste Partei (CDU). Auch die FDP ist im Deutschherrnviertel stark. So wurde sie 2017 bei der Bundestagswahl (hinter der CDU) zweitstärkste Partei.
Nimmt man auch die Ergebnisse der vorangegangenen Wahlen hinzu, kann man im Vergleich zur Gesamtstadt folgende Feststellungen machen:
- CDU durchschnittlich
- SPD und Linke unterdurchschnittlich
- Grüne und FDP stark
- AfD schwach
CDU durchschnittlich
Bei der Landtagswahl 2013 erreichte die CDU im Deutschherrnviertel fast genau das Stadtergebnis. Während im städtischen Durchschnitt 32,9 Prozent der Wähler der CDU ihre Landesstimme gaben, stimmten im Deutschherrnviertel 32,7 Prozent für die CDU. Ähnlich war es bei der Landtagswahl vier Jahre später – jetzt hatte die CDU ein bisschen mehr Stimmen im Deutschherrnviertel als stadtweit: Die CDU bekam mit 23,4 % im Deutschherrnviertel gut einen halben Prozent mehr. Dieses Muster zeigt sich immer wieder. So wählten bei der Bundestagswahl 2017 in der Stadt 26,4 % die CDU, im Deutschherrnviertel waren es 0,4 % mehr. Auch bei der Europa- oder der Kommunalwahl 2021 wichen die Ergebnisse der CDU nicht stark vom städtischen Durchschnitt ab.
SPD unterdurchschnittlich
In fast allen Wahlen der letzten fünf Jahre schnitt die SPD im Deutschherrnviertel um die zwei Prozent schwächer ab als im städtischen Durchschnitt. Lediglich bei der Europawahl 2014 war sie 0,1 Prozent besser als in der Gesamtstadt, fünf Jahre später waren es lediglich 0,9 Prozent, die die SPD hier schlechter war als stadtweit. Bei der Landtagswahl 2018 bekam sie mit 15,9 % zweieinhalb Prozent weniger als in Frankfurt insgesamt, bei der Kommunalwahl 2021 gar nur 13,2 % im Deutschherrnviertel und damit über dreieinhalb Prozent weniger als in Gesamtfrankfurt. Regelmäßiger und deutlicher als die Sozialdemokraten liegen die Sozialisten im Deutschherrnviertel unter Stadtniveau. Bei den Ortsbeiratswahlen 2016 bekam die Linke nur sechs Prozent, während Sie in Gesamtfrankfurt auf 8,9 Prozent kam. Bei der Bundestagswahl 2017 immerhin 9,0 % im Deutschherrnviertel, doch in Frankfurt holte sie fast drei Prozent mehr. Noch deutlicher war die Diskrepanz ein Jahr später bei der Landtagswahl. Während die Linke in Frankfurt ein zweistelliges Ergebnis einfuhr, waren es im Deutschherrnviertel nur 6.9 %. Bei der Kommunalwahl 2021 holte die Linke mit 5,1 % gut zweieinhalb Prozent weniger als in der Gesamtstadt.
Grüne stark
Die Grünen haben in der Stadt Frankfurt bei den Wählerstimmen schon ein hohes Niveau. Im Deutschherrnviertel legen Sie regelmäßig noch ein deutliches Schippchen drauf, in der Regel sind hier die Grünen 2,5 Prozent besser als in der gesamten Stadt. Bei der Landtagswahl 2018 wurden die Grünen erstmals stärkste Partei im Viertel. Sie holten über 31,7 % der Zweitstimmen. In der Gesmatstadt waren es – schon das lag stark über dem Hessenschnitt – 26,1 %. Besser waren die Grünen bei der Europawahl 2019. Sie holten im Deutschherrnviertel 36,4 %. Das waren über fünf Prozent mehr als in Frankfurt insgesamt, wo sie erstmals stärkste Partei wurden. Ähnlich deutlich war der Abstand zum Stadtergebnis bei der Ortsbeiratswahl 2016, bei der die Grünen 4,6 % besser abschnitten als in der Gesamtstadt und bei der sie die SPD erstmals überholten. Deutlich war der Vorsprung gegenüber dem Frankfurter Resultat auch bei der Bundestagswahl 2017. Diesmal war ihr Ergebnis um 3,9 % besser als in der Gesamtstadt. Bei der Kommunalwahl 2021 bekamen sie 26,9 % der Stimmen im Deutschherrnviertel und damit gut zwei Prozent mehr als in Gesamtfrankfurt (wo sie erstmals auch stärkste Partei wurden).
FDP stark
Bei allen Wahlen der letzten fünf Jahre schnitt die FDP im Deutschherrnviertel deutlich besser ab als in der Gesamtstadt. Bei der Europawahl 2014 waren es fast fünf Prozent (den Unterschied zur Stadt machten 4,9 % aus) mehr als in Frankfurt, bei der Bundestagswahl 2017 gab es sogar ein Plus von 5,3 % im Vergleich mit dem schon guten Ergebnis der Gesamtstadt (FDP in Frankfurt: 14,1 %, im Deutschherrnviertel: 19,5 %). Bei der Landtagswahl 2018 erreichte die FDP im Viertel 10,6 %, bei der Kommunalwahl 2021 13,3 % (und damit gut fünf Prozent mehr als in der Gesamtstadt). Die liberale Prägung des Viertel wurde auch bei der Neugründung „Die Liberalen“ deutlich. Diese bekamen bei der Stadtverordnetenwahl 2016 ein mehr als dreimal so gutes Ergebnis wie in der Stadt (Ein Prozent statt 0,3 Prozent).
AfD schwach
Bei allen Wahlen seit Gründung der AfD schnitt diese im Deutschherrnviertel unterdurchschnittlich ab. Als sie 2016 in den Römer einzog, bekam sie 7,4 Prozent im Deutschherrnviertel, aber 8,9 Prozent in Gesamtfrankfurt. Noch deutlicher war es bei der Landtagswahl 2018 und der Bundestagswahl 2017. Bei der Bundestagswahl standen den 8,6 % in Frankfurt nur 5,9 % im Deutschherrnviertel gegenüber, bei der Landtagswahl den 9 % in Frankfurt nur 6,7 % im Deutschherrnviertel. Dem gleichen Stimmenanteil in der Gesamtstadt (nämlich 6,7 %), standen bei der Europawahl 2019 nur 5,9 % im Deutschherrnviertel gegenüber. Auch Republikaner und NPD bekamen im Deutschherrnviertel weniger Prozentpunkte als in der gesamten Stadt. Bei der Bundestagswahl 2017 und bei der Europawahl 2019 ging die NPD im Deutschherrnviertel gänzlich leer aus, bei der hessischen Landtagswahl 2018 bekam sie eine Stimme (die Republikaner waren nicht angetreten).