Das Deutschherrnufer ist eine der drei Straßen, die es schon vor dem Bau des Deutschherrnviertels gab. Auf einem Stadtplan von 1895 gibt es erstmals eine Straße vom Deutschordenshaus (gegenüber der Alten Brücke) über den Frankensteiner Platz bis zum Schlachthof. Sie heißt Deutschherrnkai. Einige Jahrzehnte später heißt die Straße Deutschherrnufer und reicht bis nach Offenbach (die Verlängerung des Deutschherrnufers hinter der Deutschherrnbrücke heißt heute Gerbermühlstraße).
Im 20. Jahrhundert war das Deutschherrnufer die Hauptverkehrsstraße zwischen Frankfurt und Offenbach. Bis zum 24. September 1996: Das Deutschherrnufer wird zwischen Gerbermühlstraße und Flößerbrücke gesperrt. Die jetzige Verkehrsführung leitet die Autos aus Offenbacher Richtung kurz vor der Deutschherrnbrücke nach links und weiterhin dem Verlauf der Gerbermühlstraße nach bis zum Wasserweg. Das Deutschherrnufer ist zwischen Flößerbrücke und Deutschherrnbrücke durch die zwölf Solitärbauten – alle in gleicher Dimension, aber jeweils unterschiedlich – geprägt (Hausnummern 41 bis 52).
In Frankfurt erinnern zahlreiche Straßennamen an den Deutschen Orden. Doch nur in einem weiteren Fall ist das so klar erkennbar wie beim Deutschherrnufer. In Niederrad (dem Orden gehörte früher ein großer Teil des dortigen Waldes) gibt es eine Deutschordensstraße. Bei weiteren Straßennamen ist der Bezug nicht so klar erkennbar. Die Elisabethenstraße (wie auch der Elisabethenplatz in Bockenheim) erinnert an Elisabeth von Thüringen, die Schutzpatronin des Deutschen Ordens. Die Kleine und Große Rittergasse erinnert an die Ordensritter. Die Seehofstraße erinnert an den Seehof, der in Niederrad lag und dem Deutschen Orden gehörte.
Es ist erstaunlich, dass die römisch-katholische Ordensgemeinschaft so häufig als Namensgeber fungiert. Zwar widmet sich der Deutsche Orden heute vor allem karitativen Aufgaben (seine Keimzelle hat er in einem Krankenhaus). Er hat aber eine blutige und militaristische Geschichte mit zahlreichen dunklen Kapiteln. Am bekanntesten sind sein Einsatz in Kreuzzügen sowie die Durchsetzung eines eigenen Staats in Ostpreußen (1230-1561, wesentliche Teile des heutigen Estlands und Lettlands). Vieles, was „Missionierung“ genannt wurde, war im Grunde ein blutiger Eroberungsfeldzug.

Auf dem Tiefkai des Deutschherrnufers erinnert ein Wappenstein an den alten Viehof. Etwas weiter gibt es zwei Tore, die für die Entsorgung des Mülls vom Schlachthof genutzt wurden.

Am Mainufer unterhalb des Walther-von-Cronberg-Platzes liegt das Denkmal „Metamorphose“. Es erinnert an dia Auseinandersetzung des Naturwissenschaftlers Goethe mit dem Neptunismus. Der Neptunismus ist eine veraltete geologische Anschauung, wonach alle Gesteine Sedimentgesteine sind, das heißt sich aus Wasser der Ozeane abgelagert haben. Goethe tendierte zu dieser Anschauung, am Denkmal findet sich dazu ein Gedicht aus Faust II.
Bei der alljährlichen Triathlonveranstaltung „Ironman“ gibt es am Deutschherrnufer zwei Laufstrecken (eine Richtung auf dem Tiefkai, die andere Richtung auf dem höheren Straßenniveau). Die Kastanienbäume sind teilweise über 90 Jahre alt.

Schlachthofmauer und Haus der Fleischer-Genossenschaft entlang des Deutschherrnufers, 1975, Foto: K. Meier-Ude; (Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, S7C1988/33344)