Die Gerbermühlstraße begrenzt bis Hausnummer 63 das Deutschherrnviertel nach Süden hin. Tatsächlich gibt es den Weg schon sehr lange. In frühen Stadtplänen ist ein „Fußweg zur Gerbermühle“ verzeichnet, der der heutigen Gerbermühlstraße im Verlauf in etwa gleicht.
Für die Umfahrung des Deutschherrnviertels hat die Gerbermühlstraße eine zentrale Funktion. So wurde die Straße ausgebaut, damit sie die Verkehre zwischen Offenbach und Frankfurt auch zwischen der Linkskurve (kurz vor der Deutschherrnbrücke) und dem Wasserweg aufnehmen kann. Die auch 1996 versprochenen Radwege sind dort allerdings noch nicht gebaut. Unmittelbar nach der Linkskurve steht eine „Pförtnerampel“, die die Weiterfahrt gen Frankfurt in kurzen Abständen verzögert.
Die Gerbermühle gehörte früher zum Wasserhof, der später als „Strahlenberger Hof“ bezeichnet wird. Das Hofgut soll aus einem Herrenhaus mit fünf Nebengebäuden bestanden haben, umgeben von Befestigungsmauer und Wassergraben. Der Wasserhof ging zu Beginn des 17. Jahrhunderts an das Erzstift Mainz über, 1803 an die Stadt Frankfurt am Main.
In Goethes Faust I wird sowohl die Gerbermühle als auch der Wasserhof erwähnt. Die Mühle war zeitweise im Besitz des Bankiers Johann Jakob von Willemer und dessen Frau Marianne. Marianne war ursprünglich die Ziehtochter von Willemer und als sie im heiratsfähigen Alter war, heiratete sie von Willemer. Dieser war ein Freund von Goethe und bei einem seiner zahlreichen Besuche in der Gerbermühle lernte dieser Marianne kennen. Im Jahre 1815 verweilte Goethe fast einen ganzen Monat in der Gerbermühle, wo er auch seinen 66. Geburtstag feierte. Zwischen Goethe und der um etwa 35 Jahre jüngeren Marianne entwickelte sich eine Liebesbeziehung. Germanisten wissen heute: Drei Lieder aus Goethes „West-östlicher Diwan“ stammen aus Mariannes Feder und Goethe hat sie in sein Werk aufgenommen.